Dienstag, 25. Juni 2013

Der will doch nur spielen ...

Heute wenden wir uns mal einem Thema zu, dass für meine Kinder das wohl wichtigste an der historischen Darstellung ist .. SPIELEN!

Um diesem ja durchaus berechtigten Wunsch nachzukommen, habe ich mich mal wieder in die Rechercheuniform geworfen und versucht einiges zu Brettspielen aufzutreiben. Anhaltspunkt war für mich da das aus 1283 stammende Libro de los juegos, das „Buch der Spiele“, von dem ich schon einiges gehört und gelesen hatte ohne mich näher damit zu beschäftigen. Tatsächlich fand sich nach ein wenig suchen ein gute englische Übersetzung im Netz.

Da mein Große zwar schon Schach spielt, mir aber das Zusammensuchen und Anfertigen einer historischen Schachgarnitur bisher doch zu mühsam war, habe ich mal auf Tables gestürzt, den in unserem Sprachraum Wurfzabel genannten Vorläufer des Backgammon. Und davon gibt es schon alleine in Alfonsos Buch mindestens 5 Varianten. Spannend!

Bevor ich aber dazu kommen kann, mir aus der Übersetzung irgendwie die verschiedenen Regeln herzuleiten, muss natürlich ein Spielbrett her. Also machte ich mich auf die Suche nach Quellen dafür und fand ein weite Bandbreite an Spielbrettern, von einfach in grobe Bretter geritzten Varianten hin zu aufwendig aus Knochen oder mit Intarsien versehen Stücken.

Da ich allerdings mit meinem Gürtler eine recht einfache, bodenständige Darstellung gewählt habe, schien mir ein, vielleicht nicht gar zu bäurisches aber doch einfaches Brett die richtige Wahl:
 

Als Grundmaterial diente mir ein etwa 1cm dickes, gehobeltes Brett aus Buchenholz, die Linien wurden durch tiefes Einritzen mit einem Eisennagel geschaffen. Zuerst setzte ich einen schmalen Rand entlang der Brettkanten, danach ritze ich die Zungen und die Mittelteilung ein. Um dem ganzen einen etwas schmuckeren Charakter zu verleihen, habe ich den Rand dann noch mit den im Mittelalter allgegenwärtigen Kreisaugen versehen:


Was mir, wie ich finde, besonders gut gelungen ist, ist das Aufeinandertreffen von regelmäßigen, geometrischen Formen und der bei vielen authentischen Werkstücken zu bewundernden leichten Schludrigkeit in den Verzierungen. Es mag ja auf den ersten Blick scheinen, als wäre ich nicht mal in der Lage ein paar Kreisaugen in regelmäßigen Abständen in ein Brett zu bohren, aber weit gefehlt: Ich bemühe mich bei meinen Rekonstruktionen viel mehr darum schnell zu arbeiten und gar nicht darauf zu achten ob das alles parallel und rechtwinkelig ist. Manchmal fällt mir das sogar echt schwer! Heute nicht.

Da aber Wurfzabel eben nicht alles ist was man spielen kann, habe ich das gute Stück Holz einfach umdreht und dort einen weiteren Spieleklassiker untergebracht: Mühle! Das Spiel sollte eigentlich jeder kennen und tatsächlich unterscheiden sich die meisten der mittelalterlichen Spielfelder gar nicht von den modernen:


Auch hier habe ich das Brett mit einem geritzten Rand versehen und danach die Spiellinien eingeritzt, an die besetzbaren Punkte kamen dann nochmal Kreisaugen. Schließlich hatte ich den Kreisaugenbohrer extra anfertigen müssen, da kamen mir ein paar mehr Augen gerade recht.

Was jetzt natürlich noch fehlt sind die Spielsteine, möglich wären da welche aus Holz oder Knochen, wobei ich letztere vorziehen würde, weil ich das Material einfach sehr gerne mag. Mal schauen was sich ergibt.