Sonntag, 16. Februar 2014

Almosen, Almosen .. bitte Almosen!

Ich fang mal wieder damit an wie alles begonnen hat, ok? Also ... für das erste Modul der IG 14 auf Burg Liechtenstein brauchen wir für die Besucher ein paar Stoffproben: Fischgrat, Diamantköper und natürlich den auch im Infoblatt erwähnten Seidendamast. Also hab ich dafür bei Sartor einen Seidendamast aus dem späten 13.Jhdt. bestellt, der noch am ehesten zu meiner Zeitstellung passte.

Mit dem Vorlegen eines Stoffmusters war es mir aber nicht getan, irgendetwas musste ich aus dem feinen Stöffchen natürlich auch machen, und da file mir nur eines ein: Ein Almosenbeutelchen!
 

Zuerst habe ich mir dafür das Hauptmotiv, ein Medaillon mit 2 Vögeln ausgewählt und so die Beutelgröße definiert. Dann hab ich 2 dieser Medaillons nebeneinander in einem langen Rechteck ausgeschnitten und dabei die Randsymbole so mitdimensioniert, dass ich nach dem Falten die Vorder- und Rückseite genau gleich gestalten konnte. 

Die nötigen Elemente für einen Almosenbeutel waren nach meinen Recherchen ja schnell klar: Ein Beutel aus Tuch, ein Zugband an der Öffnung, ein Riemen zur Befestigung am Gürtel und Quasten zur Verzierung der unteren Kante. Zusätzlich wollte ich den Beutel noch mit einem Futter versehen. 

Der Beutel war recht rasch genäht und auch das Futter war dank der Hilfe der IG14-Mädels recht rasch sauber eingearbeitet. Also konnte ich mich ans Zugband wagen. Das Band selbst ist durch ein mit 5 Schlaufen geflochtenes Seidenband aus Reseda gefärbter Realseide. Meine Nachforschungen und Bildanalysen an erhaltenen Beuteln ergaben, dass das Band nicht wie erwartet durch Nestellöcher geführt wurde, sondern einfach durch den Beutelstoff. 


Also bohrte ich mit einem Nestellochstecher die kleinen Löcher in die Seide, immer darauf achtend das Gewebe nur zu verdrängen und nicht zu verletzen. Gerade bei Siede kann ich hier nur eine Knochenahle wie meine empfehlen, da besteht die Gefahr nicht, dass eine rauhe, spanige Stelle das Gewebe aufreisst.

Anfangs ging ich, wie im obigen Beispiel, nur von einem Zugband aus. Es stellte sich aber heraus, dass der Seidendamast so fest gewebt ist das das Zuziehen mit nur einem Band einen recht großen Kraftaufwand bedeutete. Daher entschied ich mich für die Variante mit 2 Zugbändern, wie im nächsten Beispiel:

 
Daher flocht ich noch ein Zugband und zog es durch extra dafür gestochene Löcher, die eine neue Reihe unter der ersten bildeten. Ähnlich wie auf dem Bild haben meine Bänder kleine Quasten, anstatt des "Turkhead"-Knotens setzte ich aber 2 Bersteinperlen ein, die ich vom Paternosterbau noch übrig hatte:


Danach kam das Trageband an die Reihe. Da diese Tragebänder auf den erhaltenen Exemplaren recht breit wirken, habe ich hier mit 7 Schlaufen geflochten und das Band dann an die oberen Ecken des Beutels angenäht.

Fehlten nur noch die Quasten. Da ich keinen "Turkhead"-Knoten kann und wohl auch demnächst nicht lernen wollen werde, habe ich mir für die langen, schmalen Quasten an einem gestrickten Almosenbeutel aus der Schweiz entschieden:


Ich begann also mit den Quasten an den Ecken, setzte dann eine in der Mitte und danach wieder 2 in die Zwischenräume. Das schien mir ausreichend und so setzte ich keine weiteren mehr. Und das wars! Fertig!