Mittwoch, 27. Juni 2012

Eine knöcherne Kleinigkeit

So, nachdem ich mein letztes größeres Werkstattprojekt (Messer + Scheide) schon einige Zeit abgeschlossen ist habe ich mich mal dem Verarbeiten von Knochen zugewandt.

Die Gürtelgarnitur aus Rinderknochen ist im Entstehen, dazu wird aber noch ein eigener Artikel folgen. 

Heute möchte ich eine Kleinigkeit vorstellen um die mich meine Frau gebeten hat. Sie befindet sich ja gerade mitten in der Arbeit an ihrem bestickten Almosenbeutel und braucht für die Nestllöcher welche das Zugband zum Verschließen aufnehmen sollen eine Art Ahle um die Löcher vor dem Umfassen vorzustechen. Dabei soll das Grundgewebe und die Stickerei nicht beschädigt werden, der Stoff soll also gewissermaßen nur "verdrängt" werden.

Für nachmittelalterliche Lochstickereien werden für eben solche Zwecke Knochennadeln eingesetzt und obwohl das natürlich kein Beleg für die Verwendung von Knochenahlen in der hochgotischen Almosenbeutelherstellung ist, scheint eine entsprechende Form aus Knochen eigentlich recht praktisch. Dieses Rohmaterial ist leicht, lässt sich sehr gut bearbeiten und vor allem sehr glatt polieren. Letzteres ist der entscheidende Faktor, wenn man versucht die zu verdrängenden Fäden auf keinen Fall zu beschädigen.

Also hab ich eine einfache Knochenahle gebaut, mit rundem Querschnitt im gesamten unteren Bereich und einem quaderförmigen Kopf mit gefeilter Linienverzierung und hoffe mal, daß sie uns bei noch so einigen Nestellöchern die vor uns liegen gut Dienste leisten wird.


Dieses Nähzubehör wird natürlich sofort ins Nähkörbchen meiner Frau wandern, welches sie eigentlich schon des Längeren mal detailliert vorstellen wollte ... ist wohl Zeit sie charmant und vorsichtig dran zu erinnern.