Donnerstag, 13. September 2012

Neues von der Werkbank

Denjenigen da draußen die meinem Blog folgen wird aufgefallen sein, dass sich jetzt doch schon einige Zeit nichts Neues getan hat.  Tja, abgesehen von gelegentlichen Färbeorgien (nachzulesen hier und hier) bin ich im Moment wohl eher in einer Art Schaffens- und Schreibpause.  Das gerade eine gewisse Ermüdung Einzug gehalten hat, kann der kundige Leser auch daraus entnehmen, dass mir für diesen Artikel mal ausnahmsweise kein komischer Titel eingefallen ist.

Umso  mehr freut es mich, dass mal wieder eine neue Kleinigkeit heute ihre Vollendung gefunden hat. Wobei der Begriff "Kleinigkeit" sich in diesem Fall wirklich nur auf die tatsächliche Größe des Objekts und nicht auf den doch stattlichen Arbeitsaufwand bezieht.

Nadelbüchse aus Messing (Gesamtlänge 74mm)

Während die Kundigen unter den Lesern nun vielleicht auf Details zur Herstellung warten, sei den Unkundigen erstmal verraten worum es sich bei dem Objekt eigentlich handelt. Es ist .. *trommelwirbel* .. eine Nadelbüchse.

Nadelbüchsen waren (und sind in ihrer modernen Form noch immer) für die Aufbewahrung von Näh-, Steck- oder auch Prüfnadeln (letzteres z.B. im Nachlass des Hermann von Goch, publiziert in Mittelalter in Köln). Wie viele kleinere Gebrauchsgegenstände des Mittelalters wurden sie aus einer Vielzahl von Materialien hergestellt. So sind Nadelbüchsen aus Röhrenknochen von Vögeln, aus Holz, aus Buntmetall  oder in der Form von aus Leder geformten Futteralen gefunden worden. Nahezu allen ist gemeinsam, dass sie irgendeine Form von Aufhängung besitzen um sie z.B. am Gürtel zu befestigen.

Nadelbüchse mit geöffneter Kappe und erkennbarer Aufsteckhülse

Die oben gezeigte Nadelbüchse habe ich als eine Art Verschmelzung mehrerer Funde aus dem Fundkomplex der Themsefunde in London rekonstruiert. (publiziert in Dress Accessories).
Sie besteht aus Messingblech, welches zuerst in Röhrenform gebracht und entlang der Längsnaht verlötet wird. Danach wird ein kurzes Teil für die zukünftige Kappe abgesägt und je ein Ende der beiden Röhren zu einer spitzen Kuppel geformt.
Danach habe ich in die Öffnung des Büchsenkörpers noch ein Messinghülse zum Aufstecken der Kappe eingelötet und zuletzt die dünnen Röhren für die Schnur angebracht.

Zuletzt habe ich als Verzierungen auf der Kappe und auch dem Büchsenkörper schmale Messingringe angebracht (vergleiche hierzu Dress Accessories Nr. 1782 sowie den weiteren Fund auf der selben Seite).
Der große Ring auf dem Körper der Nadelbüchse wurde zusätzlich wie bei den Originalen noch mit Kerbverzierungen versehen.


Normalerweise würde hier jetzt noch ein Schlusssatz stehen, der in humoristischer Weise den Artikel zusammenfasst .. mir fällt aber gerade überhaupt keiner ein. Also, bis zum nächsten Mal. Wir lesen uns !