Montag, 7. Januar 2013

Frisch vom Riemertisch I

So, die erste Phase des Winterschlafes ist beendet! Nachdem mein Liebste schon wieder mit Bloggen begonnen hat kann ich natürlich jetzt schlecht nachstehen und daher geht das neue Jahr gleich mal los mit einer neuen Reihe ... und gemäß meiner Kerndarstellung werden es die Gürtlerprodukte sein, die ich hier Stück für Stück präsentieren will.


"Gestern hat die Frau des Schuhmachers Buberl einen Riemen bei mir gekauft, die gute Frau war recht begeistert von meiner Auslage, das muss ich schon sagen. Nun ist die Beste aber natürlich etwas fester gebaut, also dauerte die Suche nach einem Riemen entsprechender Länge etwas. Letztlich fanden wir dann doch was Feines. Riemenzunge und Schnallenblech waren schnell aufgenagelt, die Schnalle angepasst und als die Dämmerung herein brach konnte sie ihn schon abholen. Zufrieden und hübsch begürtet schritt sie dann heim, und ich machte mich in der anbrechenden Dunkelheit auf nach Hause bevor mir noch jemand Schwarzarbeit vorwerfen konnte. Wird Zeit, dass der Winter ein Ende findet, das schlechte Licht macht meinen alten Augen schon sehr zu schaffen.
Morgen werd ich dann wohl den Riemen für den Wollhändler aus Frankfurt angehen müssen, der will ja im Frühjahr wieder heim ...

-- Niklas Riemer, Januar 1340 --"

Wie alle mein Gürtel ist auch der hier ohne den Einsatz moderner Werkzeuge entstanden, etwas worauf ich schon einigermaßen stolz bin! 
Vom Zuschneiden der Bleche mit der geschmiedeten Blechschere, über das Punzieren mit handgemachten Punzen bis hin zur Endverarbeitung ... ganz ohne Schraubstock, Spannvorrichtung oder Bohrmaschine. Und wie bei jedem historisch handgearbeiteten Produkt war mir danach wieder bewusst welche Kraft die mittelalterlichen Handwerker alleine schon in ihren Händen haben mussten.

Der Riemen selbst ist aus einem etwa 3mm starken grubengegerbten Bovinaeleder geschnitten und mit einer an Flechtwerk erinnernden Punzierung versehen. Dabei wird eine quadratische Punze mit Querrillen immer um 90° versetzt ins Leder geschlagen.


 Die Schnalle ist ein Gelbmetallguß in D-Form mit angedeuteter Spitze von Reenactors, ich musste sie allerdings noch etwas in Form hämmern damit sie die Gürtelbreite auch richtig aufnehmen konnte.


Das Schnallenblech habe ich nach dem Ausmeisseln der Schnallenaufnahme und des Dornlagers mit eingefeilten Randverzierungen und einem eingravierten Kreuz versehen, die Nagellöcher vorgeschlagen und das ganze dann mit dem bereits punzierten Riemen durch 2 Buntmetallnägel verbunden.


Das Motiv des Schnallenblechs findet sich dann in gleicher Form auch auf der Riemenzunge wieder, hier ein einfach quergefaltetes Blech aus Messingbronze. Auch sie wurde mit 2 Nägeln montiert.

Da eine Schuhmachersfrau jetzt nicht gerade an der Spitze der hochgotischen Nahrungskette steht habe ich  den Gürtel recht einfach gehalten und auf die Montage von weiteren Beschlägen verzichtet, vielleicht kommt aber irgendwann mal noch ein Börsenring dazu.


Mal sehen was ich als nächstes präsentiere, in der "Auslage" ist ja schon genug .. und machen muß ich ja auch noch einen in den nächsten Tagen, den "Wollhändler" gibts schließlich wirklich ... und er will seinen neuen Gürtel bald! ;-)

PS: Ach ja, der Gürtel sieht nicht nur so aus, er ist wirklich grün ;-) ! Mein Dank der Wunderwelt der Färberpflanzen!