Dienstag, 28. Januar 2014

Gänsefederziegenstock

Wie hat alles angefangen? Also jetzt nicht Urknall, Schöpfungsgeschichte oder so etwas. Sondern das letzte Projekt.

Es hat im IG14-Forum begonnen! Mit der Planung des zweiten Moduls unserer Vortrags- und Präsentationsreihe auf Burg Liechtenstein. Das erste ist ja schon am 1. März, also was liegt näher als nach der Fertigstellung des Informationsblattes für das erste Modul "Vom Schaf zur Gewandung - Textilherstellung im 14. Jahrhundert" gleich zur Planung des zweiten Moduls überzugehen?

Also haben wir angefangen und plötzlich war die Rede von Farbe und Malen und Spanschachteln .. und .. Pinseln. Historische Farbe lässt sich dank diverser Bezugsquellen ja herstelln und schöne Spanschachteln haben wir auch und bemalte Spandosen sind sogar erhalten. Aber womit malen? Mit dem Borstenpinsel aus dem Malkasten der Jüngsten? Nein, nie und nimmer!

Also kam die Rede auf Pinsel und dank der großartigen Filmempfehlung "Tudor Monastry Farm" (zu sehen auf YouTube) war da auch schon ein Anhaltspunkt. Pinselherstellung nach Filmvorlage. Nicht leicht aber machbar, und nach etwas herumgoogeln im schönen WWW konnte ich konkreter werden.

Und dann fing das Leiden an .. denn so leicht wie das im Film aussah wars dann doch nicht. Ein paar zerstörte Gänsefedern und zahlreiche Versuche später hab ich das mit dem Federteil als Borstenersatz aufgegeben und mit tierischen Haaren weitergemacht. Und siehe da, das ging deutlich besser.

Hier also der Ablauf:


Wie bei jeder guten Bastelsendung zuerst mal das benötigte Material. Wir brauchen ein Stück Fell mit geraden, recht steifen Haaren (ich hab Ziege genommen weil es im Keller herumlag, es geht aber sicher auch Wildschwein oder Marder). Weiter brauchen wir ein Holzstöckchen, eine Gänsefeder und eine Schere. Dann kanns losgehen. Und weil ich das schon immer mal ssagen wollte (na gut, in dem Fall schreiben wollte): "Ich hab da schon etwas vorbereitet!"


Zuerst machen wir uns an die Hülse die später unsere Borsten aufnehmen wird und dazu schneiden wir beim Gänsekiel erst mal die Spitze ab.


Danach kürzen wir den Kiel der feder soweit, dass er später eine gute Hülse für unseren Pinsel ergibt:


Nun geht es auch schon an die Haargewinnung. Dazu suchen wir uns auf dem Fell ein Stück mit möglichst langem Haar und schneiden es dann folgendermaßen zu:


Nun hab ich mir das Holzstäbchen so zugeschnitzt, dass ich es gut und fest in die größere Öffnung der Kielhülse stecken konnte:


Danach wird das kleine Fellstück der Länge nach eingerollt. Bei Ziege geht das noch recht gut, stärker darf die Haut allerdings nicht sein, weil sie sich sonst nicht mehr in die Hülse schieben lässt. 
Also, zuerst einrollen:


danach das eingerollte Fellstück in die Hülse schieben. Dazu kann es notwendig sein, das Hautstück nochmal zu verschmälern, denn es soll sich eingerollt gut in die Kielhülse einschieben lassen und dort dann relativ stramm sitzt:


Danach fehlt auch nur noch der Zusammenbau der Teile, die Kielhülse mit dem Fellstück und dann auf der anderen Seite das Holzstäbchen hinein .. und fertig ist der Pinsel!


Gar nicht so schwer, oder? Na jedenfalls wenn man die ganzen Fehlversuche nicht mitbloggt. Aber das endergebnis zählt und die "Leichen" sind längs auf dem Mist gelandet ... Zeit das ganze auszuprobieren. Und siehe da, es funktionert wunderbar. Wenn man von meiner eher bescheidenen künstlerischen Begabung absieht, jedenfalls.


Also .. ein langer Abend ist vorbei, das endergebnis kann sich sehen lassen .. ich bin zufrieden! Viel Spaß beim nachbasteln!