Sonntag, 3. Mai 2015

Heitschibummbeitschi

Bumm. Bumm. Und nein, ich hab keine Kanone gebaut. Vielmehr hab ich mein erstes Holzkonstruktionsprojekt recht erfolgreich abgeschlossen und bin entsprechend stolz darauf!

Das es in unserer Gruppe Darstellernachwuchs gibt hab ich ja schon erwähnt, und außer zu rasseln, zu schreien und zu stinken tun Babys noch etwas (hoffentlich) recht gerne, Schlafen!

Standesgemäßes Schlafen ist daher für einen Living History Zwuckel natürlich ein Muss, und weil ich mich schon lange mal in das Gebiet des Holzbaus vorwagen wollte (wegen der Kisten und Kästchen und Truhen und so) hab ich mich bereit erklärt dem Zwerg etwas entsprechendes zu machen. Und da ist es jetzt: Die Wiege!


Vorbild dafür waren zahlreiche Abbildungen aus Bildhandschriften des späten 13. und natürlich des 14. Jahrhunderts, wie z.B. diese:


Hier sieht man auch schon recht gut das Grundkonzept zweier massiver Häupter die mit Stäben miteinander verbunden werden. Dazu gibt es dann auch noch ein paar "Extras" zu entdecken wie zum Beispiel Handgriffe:

The Maciejowski Bible (PML M.638, fol. 42v, c. 1250)
 
Das mach natürlich Sinn, vor allem in Blick auf das obere Bild, das eine Dame bei Transport ihres Säuglings in so einer Wiege zeigt. Auch die Schlitze die eine Art Sicherheitsverschnürung zeigen erscheinem in dem Zusammenhang sehr sinnig.


Ein weiteres Feature das ich umsetzen wollte, war eine Art Überrollschutz in Form zweier rechteckiger "Hörner" an den Häuptern, wie man sie auf diesem Bild sieht:

Maastrichter Stundenbuch, (Stowe MS 17, 1.Viertel 14.Jhdt.)

Anders als auf den Buchmalereien, die in den meisten Fällen einen rechteckigen Querschnitt der Stemmlöcher zum Einsatz der Stäbe zeigen, ist beim einzigen mir bekannten Fund einer Wiege mit runden Stäben gearbeitet worden.

Fund- und Rekonstruktionsbild  einer Wiege aus Tschechien, 13. Jahrhundert

In meiner Variante bestehen daher die beiden Häupter aus massiven Eichenholz während die verbindenden Stäbe aus Buche gedrechselt sind. Auch beim Fund waren 2 verschiedene Holzarten für Stäbe und Haupt verwendet worden. 


Die beiden obersten Stäbe sind mit gedrechselten Verzierungen versehen, die an die zu meiner Zeit recht beliebten Sitzbänke und Betten aus Drechselstäben erinnern sollen.


Alles was jetzt noch fehlt ist eigentlich ein Baby .. aber meine Leser werden mir verzeihen wenn ich mir das nur ausborge anstatt es auch selber zu machen. Ich hab ja schon zwei gebastelt und langsam wirds langweilig. Also nicht das Basteln sondern das Produkt an sich. Na gut, nicht langweilig aber .. hmm .. anstrengend?

Au weh .. wie komm ich da nur wieder raus wenn beide Töchter schon lesen können?